Wie hat die Corona-Pandemie die Digitalisierung in den Kommunalverwaltungen beeinflusst? Welche Faktoren begünstigen den abrupten Übergang zum digitalen Arbeiten und was bleibt über? Eine Gruppe von Forschenden am Forschungskolleg Online-Partizipation ist diesen Fragen nachgegangen. Erste Ergebnisse wurden nun auf der ECPR (European Consortium for Political Research) vorgestellt.
Die anhaltende Corona-Pandemie hat in kürzester Zeit tradierte Abläufe, Gewissheiten und Ordnungen auf den Kopf gestellt. Diese Disruptionen bieten vielfältige Chancen des Lernens und des Wandels. Insbesondere der Digitalisierung gibt die Pandemie einen massiven Schub, sodass in allen Lebensbereichen digital basierte Information, Kommunikation und Organisation sprunghaft an Bedeutung gewinnen.
Die Studie richtete den Blick auf die Digitalisierung der Kommunalverwaltungen in Nordrhein-Westfalen (NRW) und konzentrierte sich dabei auf potenzielle Wandlungsprozesse durch die Corona-Pandemie. Empirisch stützte sich die Untersuchung auf eine Online-Befragung aller Digitalisierungsbeauftragten (und vergleichbaren Positionen/Stellen) aus den Kommunalverwaltungen in NRW (N=396), die im November 2020 durchgeführt wurde. Der Rücklauf aus 122 Kommunen kann dabei die Gesamtheit der Kommunen des bevölkerungsreichsten Bundeslandes gut abbilden.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Corona-Pandemie die Arbeitsabläufe in den Verwaltungen beeinflusst hat (79 % Zustimmung). Die Daten zeigen zudem, dass Digitalisierungsprozesse in NRWs Kommunalverwaltung vorangetrieben wurden und diese Transformation weitgehend gut funktioniert hat. So stimmen 71 Prozent der Aussage zu, dass die Verlagerung ins Home-Office unproblematisch funktioniert habe. Mehr als die Hälfte der Befragten (51%) gab an, dass ihre Kommune schnell auf die neue Situation reagieren konnte. Weiterhin erwarten die Befragten, dass die digitalen Arbeitsmodi auch nach der Pandemie fortgeführt werden und Digitalisierung insgesamt voranschreiten wird. Die Analyse deutet darauf hin, dass die pre-pandemische Ressourcenausstattung einen positiven Einfluss darauf hat, wie die pandemiebedingte Umstellung auf digitale Arbeitsmodi gelingt. Hingegen hat die Kommunengrößen keinen Einfluss. Als Digitalisierungshemmnisse werden vor allem die finanzielle und technische Ausstattung, Rechtsunsicherheiten und zurückhaltende Führungskräfte genannt. Mit einem spezifischen Blick auf Öffentlichkeitsbeteiligung deuten die Ergebnisse darauf hin, dass diese in Zukunft vermehrt online stattfinden wird.
Eine kurze Zusammenfassung der Studie, das Full-Paper sowie ein kurzes Video der Präsentation findet sich hier. Für Rückfragen steht Dennis Frieß zur Verfügung.
Zitation der Studie: Niederelz, C., Nguyen, P., Wähner, M., Braun, A., Friess, D., Becker, M. & Stodden, R. (2021). Covid vs. Digitalization. Results of a Survey in North Rhine-Westphalia’s Local Governments, Conference Paper, ECPR General Conference, 30. August – 3. September 2021, Innsbruck.